Duhovnyj mir russkogo krest'janina po poslovicam XVII-XVIII vekov Nauka: Moskva 1994. 192 S. |
Dementsprechend konzentriert sich der Verfasser auf jene Sprichwörter,
in denen sich vorherrschende soziale und gesellschaftliche Zustände
widerspiegeln, die Realitäten der "Epoche des Feudalismus" und
das "Klassenbewußtsein" der Bauern. Selbst im Abschnitt über die
"Natur im Sprichwort" werden nur jene Vorstellungen aufgeschlüsselt,
die sich auf das Wechselverhältnis von Jahreszeit und bäuerlicher
Tätigkeit oder auf "realistische" Naturbeobachtung beziehen, keineswegs
aber religiöse oder magische Vorstellungen; die Frage nach dem
möglichen Fortleben des dvoeverie in der petrinischen Zeit stellt sich somit erst gar nicht. Generell ist das religiöse Universum der Bauern in dem Buch so
gut wie ausgeblendet. Die Auswirkungen des Raskol auf die Landbevölkerung
werden nicht erörtert, somit auch nicht die Frage, ob sich bereits
eine spezifische Vorstellungswelt der Altgläubigen in den Sprichwörtern
erkennen läßt -- eine auch in soziologischer Hinsicht nicht unerhebliche
Frage! Pu¹karevs Arbeit wird deshalb ihrem Titel nicht gerecht;
von dem duchovnyj mir des russischen Bauerntums ist nicht viel zu erfahren, höchstens
von seinem sozialen Selbstverständnis, aber auch hier sind die
Interpretationen des Verfassers oft allzu tendenziös. Markus Osterrieder
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