Die Zukunft

des Atlantischen Imperiums

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Zwei Wochen nach dem offiziellen Beitritt der drei neuen Mitgliedstaaten Tschechien, Polen und Ungarn am 12. März 1999 begann die Nato am 24. März mit dem Bombardement der Bundesrepublik Jugoslavien. Mitten in die Kriegshandlungen (die nicht als solche deklariert wurden) fiel das 50jährige Bestehen des westlichen Bündnisses; im Rahmen der Feierlichkeiten wurde Ende April in Washington die zukünftigen Aufgaben der Nato neu formuliert. Es wäre allerdings ein Trugschluß, wenn man die Sinn der Existenz der Nato allein in Hinblick auf mögliche Bedrohungen und militärische Auseinandersetzungen sehen würde. Mindestens genauso wichtig ist die Rolle des Verteidigungsbündnisses für den inneren Zusammenhalt der Mitgliedsstaaten, als integratives Bindeglied einer westlichen, der sogenannten Atlantischen Gemeinschaft. Die Nato nimmt im Rahmen der Entstehung dieser Gemeinschaft seit ihrer Gründung im Jahr 1949 einen Platz ein, der weit über ihre engere militärische Aufgaben hinausgeht. In den vergangenen 50 Jahren war sie der bislang wichtigste institutionelle Faktor bei der Bildung gemeinschaftlicher Strukturen zwischen Nordamerika und Westeuropa.

Der Ursprung des zugrundeliegenden, einseitig-genialen und weitgefaßten Gedankens -- daß sich nämlich in der westlichen Hemisphäre des Planeten ein gemeinsamer zivilisatorischer, politischer und sozialer Zusammenhang bilden muß -- kann in seiner modernen Form bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Er wurde in einem anfangs kleinen Kreis von englischen Imperialisten und Spiritisten um Cecil Rhodes, William T. Stead und Lord Alfred Milner genährt und von England aus in der gesamten englischsprachigen Welt verbreitet. Ein wesentliches Ziel dieser Persönlichkeiten bestand darin, an der Schaffung eines 'Atlantischen Imperiums' auf der Grundlage des Impulses von König Artus zu arbeiten. Dabei wollte man in gewisser Hinsicht jene Pläne aufgreifen die der Wissenschaftler und Okkultist John Dee (1527-1608) schon Mitte des 16. Jahrhunderts entwickelt hatte.

Mit finanzieller Unterstützung des Rhodes-Trusts, dessen Treuhänder er seit 1902 war, gründete Milner am 4./5. September 1909 im walisischen Plas Newydd auf der Druideninsel Anglesey, der mythischen Heimat von König Artus, in einem Kreis von zwölf Personen eine neue Tafelrunde (The Round Table), die unter diesem Namen der Reform des Britischen Empire und der Entstehung einer atlantischen Gemeinschaft zuarbeiten sollte.[1]Rhodes hatte kurz vor seinem Tod von einer all-englischen Hauptstadt Washington und von einer anglo-amerikanischen Union geträumt, welche

    »die Regierung der ganzen Welt antreten«und »den Frieden der Welt in alle Ewigkeit sichern würde«.[2]

Seine Vision war großzügig, ihre Verwirklichung über einen langen Zeitraum hin angelegt. Er rechnete erst nach Ablauf von »einhundert Jahren« mit einer anglo-amerikanischen Union und der Verwirklichung des »Weltfriedens«. In jenen Jahren bestand die größte Schwierigkeit noch darin, die Öffentlichkeit der USA für eine anglo-amerikanische Annäherung zu gewinnen, denn die Briten waren als ehemalige Kolonialherren bei den meisten Amerikanern alles andere als beliebt.

Ein früher Anhänger des Round Table in den USA war der einflußreiche Journalist Walter Lippmann (1889-1974). Lippmann schloß sich Ende 1916 den Bemühungen britophiler Kreise an, Präsident Wilson von der Notwendigkeit eines amerikanischen Kriegseintritts auf der Seite der Entente zu überzeugen. Am 17. Februar 1917 schrieb dann Lippmann in einem wahrhaft epochalen Artikel über den Ruf der Welt nach einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den USAund von der Entstehung einer neuen, »westlich-atlantischen« Wertegemeinschaft, in dem ein Teil des Programms des Round Table zum ersten Mal der amerikanischen Öffentlichkeit unterbreitet wurde:

    »An den Ufern des atlantischen Ozeans ist ein fest geknüpftes Interessengeflecht entstanden, das die westliche Welt verbindet. Britannien, Frankreich, Italien, sogar Spanien, Belgien, Holland, die skandinavischen Völker und Pan-Amerika sind im großen und ganzen in ihren tiefsten Bedürfnissen und ihren tiefsten Absichten eine einzige Gemeinschaft. Sie teilen ein gemeinsames Interesse für den Ozean, der sie vereinigt. Heute sind sie viel untrennbarer verbunden, als es die meisten zum gegenwärtigen Zeitpunkt erkennen.«[3]

Diese Atlantic Community sei die ideale Grundlage für die Verwirklichung des Wilsonschen Liberalismus und der Ausgangspunkt für die Schaffung einer Liga für den Frieden.

    »Indem wir zeigen, daß wir [die USA] jetzt und in der theoretischen Zukunft bereit sind, die westliche Welt zu verteidigen, würden wir den Grundstein der Föderation legen.«

In dieser westlichen Föderation könne schließlich auch ein demokratisches Deutschland seinen Platz finden. Lippmann gehörte als Sekretär dem Expertenstab der sogenannten Inquiry an, die eine Nachkriegsordnung entwerfen sollte; unter seiner Leitung erarbeitete das Team den ersten Entwurf der berühmten »14 Punkte«, die Wilson am 8. Januar vor dem Kongreß seine Punkte als amerikanisches Friedensprogramm verlas.[4]

In einer Rede, die Lord Milner 1918 im englischen Bedford College hielt, wies er auf die Bande hin, die im anglo-amerikanischen Raum geknüpft worden waren und die er selbst mit Hilfe des Rhodes-Trust zu stärken gedachte:

    »Eine Kameradschaft (fellowship) im Krieg wird zu einer Kameradschaft im Frieden führen, produktiv zum unermeßlichen Nutzen des gesamten Menschengeschlechts. (...) Die Ideen und Bestrebungen der Männer auf beiden Seiten des Atlantiks sollten von der Masse beider Nationen besser verstanden werden.« Auf diese Weise »würden sie sich einer geistigen Verwandtschaft bewußt werden, der Tatsache, daß ihnen einige transzendente Ziele gemein sind. Falls es sich so erweisen sollte, werden daraus praktische Konsequenzen von höchst transzendenter Bedeutung erwachsen.«[5]

Eine Annäherung war aber nur möglich, wenn sich die USA aus ihrer politischen Isolation lösen, identische Interessen entwickeln und eine globale Verantwortung auf sich nehmen würden. Der 'Vater der Geopolitik', Halford J. Mackinder, seit 1904 im Umkreis von Milner, bekräftigte 1924:

    »Westeuropa und Nordamerika bilden jetzt in vielerlei Hinsicht eine einzige Gemeinschaft der Nationen.«[6]

Im Sommer 1919 hatte jedoch das Drängen der amerikanischen Öffentlichkeit auf einen Rückzug der USA aus den Weltangelegenheiten einen Höhepunkt erreicht. Die Möglichkeit einer Einmischung des neugegründeten Völkerbunds in inneramerikanische Angelegenheiten schreckte viele Politiker und den größten Teil der Öffentlichkeit. Der US-Senat lehnte am 19. November 1919 und 19. März 1920 eine Ratifizierung der Pariser Friedensverträge und der Satzung des Völkerbunds in Genf ab. Der amerikanische Stuhl in Genf stand fortan leer, die USA hatten sich auf die andere Seite des Atlantiks zurückgezogen; das Vorhaben, eine Atlantic Community zu schaffen, war im ersten Anlauf gescheitert.

Jene Menschen, die am Aufbau des Atlantischen Imperiums arbeiteten, standen in den folgenden Jahrzehnten vor dem Problem, auf welche Weise die starke isolationistisch-konservative Haltung der amerikanischen Bevölkerung überwunden, das Problem der unentschiedenen Mittellage Deutschlands im euro-atlantischen Gefüge beseitigt und zugleich Rußland aus dieser Region herausgehalten werden konnte. Ein Schüler Milners, Lionel Curtis in seiner Rede:

    »Die öffentliche Meinung muß auf dem richtigen Weg geführt werden. (...) Das ist die Aufgabe einiger weniger Männer, die in wirklichem Kontakt mit den Tatsachen stehen.«[7]

Zu diesem Zweck wurde am 5. Juli 1920 das Royal Institute of International Affairs (RIIA) begründet, das auch nach seinen Räumlichkeiten als Chatham House bekannt wurde. Das RIIA imitierte die Funktionsweise des Round Table. In Chatham House wurden in den folgenden Jahren Konferenzen und Diskussionsrunden abgehalten, Studiengruppen zu bestimmten weltpolitischen Themen eingerichtet, deren Thesen die hauseigene Zeitschrift 'International Affairs' veröffentlichte. »Politik« wurde in den Rang einer »objektiven« Wissenschaft erhoben, um an Autorität in der Öffentlichkeit zu gewinnen und den regierenden Kreisen faktische Orientierung zu gewährleisten. Zugleich entstand in New York am 29. Juli 1921 das amerikanische Pendant des RIIA, das private Council on Foreign Relations (CFR) mit der Hauszeitschrift 'Foreign Affairs'.

Jedenfalls herrschte Einmütigkeit über die grundlegende Festellung Halford Mackinders aus dem Jahr 1904, daß Rußland niemals in einem westlichen Gebilde Platz finden könne:

    »Rußland ist mehr oder weniger abseits, unzugänglich für den Welthandel. Rußland kann unmöglich mit dem Westen [d.h. mit dem kommerzell-industriellen Imperium, M.O.] verschmolzen werden.«[8]

Damals geisterte bereits die Vorstellung herum, die das US-Magazin The Outlook im Jahr 1900 in folgende Worte faßte:

    »So wie die Grundfrage der Vergangenheit zwischen angelsächsischer und lateinischer Kultur ausgetragen worden ist, so wird die Grundfrage der Zukunft zwischen der angelsächsischen und der slavischen Kultur ausgetragen.«[9]

Langfristiges Ziel des Atlantischen Imperiums blieb die Bildung einer gemeinsamen konföderalen Struktur auf beiden Seiten des Atlantiks; in Nordamerika und Westeuropa würden die zwei Säulen des salomonischen Friedenstempels verankert sein, dessen Bau sich über der See erheben sollte. Der Zusammenbruch Mitteleuropas nach 1933, das völlige Versagen und der katastrophale Selbstverrat, ja die geistige Selbst-Vernichtung der Deutschen im Nationalsozialismus, die in Mitteleuropa ein tiefes, eigenverursachtes spirituelles Vakuum hinterließen, eröffneten mit Beginn des Zweiten Weltkriegs für diese westliche Vision eine »zweite Chance«. Lord Lothian (Philip Kerr), ein alter Schüler von Milner und dessen Nachfolger im Rhodes-Trust, war der Ansicht,

    »daß die Menschen danach streben sollten, das Himmelreich hier auf Erden zu erbauen; und die Führung in dieser Aufgabe müsse zuerst und zuvorderst den englischsprechenden Völkern zufallen.«[10]

Das Zusammenwachsen des Westens nach 1946 wurde durch die Konfrontation mit der Sowjetunion und ihren Satellitenstaaten im Kalten Krieg wesentlich gefördert. Zugleich wiederholte man nicht mehr den Fehler des Jahres 1919, da alle wichtigen neuen Einrichtungen der westlichen Hemisphäre (UNO, Nato, Weltbank, IMF) ihren Hauptsitz in den USA erhielten, um zu verhindern, daß sich die amerikanische Öffentlichkeit ihrer »Verantwortung« für die Welt erneut entziehen könnte. Doch der eigentliche Erfolg war der Tatsache zu verdanken, daß man diesmal an das menschliche Mitgefühl der amerikanischen Bevölkerung appellieren konnte sowie an die Kraft des tief religiösen Sendungsbewußtseins, das im puritanischen Selbstverständnis der Neuen Welt verankert ist. Was Milner am 1. August 1919 über den Völkerbund gesagt hatte, war nach 1948 aktueller denn je:

    »Wenn er [der Völkerbund] überhaupt ein wirksames Instrument sein soll, dann kann er es nur kraft des Einflusses des Britischen Empire und Amerikas sein. (...) Wir müssen versuchen, die Pax Britannica zu einer Pax mundi ['Weltfrieden'] auszuweiten. Aber selbst wenn die Pax mundi unerreichbar sein sollte, müssen wir uns der Pax Britannica sicher sein. Und das können wir nicht ohne Organisation.«[11]

Nach 1948 war die Vorgehensweise im großen und ganzen festgelegt. Das Zusammenwachsen der Atlantischen Gemeinschaft sollte durch wirtschaftliche, später auch politische Integration und durch das militärische Bündnis der Nato erfolgen, das 1949 ins Leben gerufen wurde. Gleichzeitig sollte in Wirtschaft, Politik, Hochschulwesen und Medien eine ganz von westlichem Denken geprägte Elite heranerzogen werden. In Gesprächskreisen unter Ausschluß der Öffentlichkeit wie in den 1954 ins Leben gerufenen »Bilderbergern« wurden die menschlichen Kontakte der Elite vertieft und verschiedene Sichtweisen zusammengeführt. Da sich in Westeuropa zum Teil heftige Opposition regte -- z.B. in der Gestalt von Charles de Gaulle, der instinktiv aus einer tief verwurzelten, in spirituelle Untergründe reichenden romanisch-angelsächsischen Rivalität heraus Position gegen den »Anglo-Amerikanismus« bezog, was zum Teil vom römisch-katholischen Lager (das mit Europa eigene Pläne verfolgt) mitgetragen wurde -, zeichnete sich immer deutlicher ein »mittlerer Weg« ab: Zunächst sollte die westeuropäische Integration abgeschlossen werden; dann erst wollte man über einen möglichen Zusammenschluß mit Nordamerika sprechen.

Doch alle schönen Pläne drohten durch den Zusammenbruch des Sozialismus im Jahr 1989, der in diesem Umfang weder vorauszusehen noch erwünscht war, durcheinander zu geraten. So erschien am 1. September 1990 ein strategisches Dossier in der britischen Wochenzeitschrift 'The Economist' aus der Feder Brian Beedham. History got its timing wrong,die Geschichte hat ihren Zeitplan durcheinander gebracht, schrieb der damalige Associate Editor. Der Kommunismus hätte noch eine Generation länger dauern sollen, um die westliche Integration in Ruhe vollenden zu können. Doch was wird nun aus dem wiedervereinigten Deutschland? Wird es sich Rußland annähern und erneut einen »Sonderweg« gehen? Mit dem Hinweis auf mögliche künftige Konflike im Süden und Osten der EU suggerierte er, daß ein kleiner, begrenzter Krieg am Rande Europas möglicherweise die Identität der westlichen Gemeinschaft festigen und integrative Prozesse neu beschleunigen könnte.

Auf der inzwischen berühmt-berüchtigten imaginären Weltkarte (A New and Accurat Map of the World), die nicht 'Landmassen', sondern 'Ideengebilde' wiedergibt, zeichnete 'The Economist' die Umrisse Euro-Amerikas, komplett mit »neuer Flagge«: dem amerikanischen Stars-and-Stripes, der die zwölf Goldsterne der Europäischen Union enthält.

    »Auf der europäischen Seite wird die Akzeptanz vonnöten sein, daß das neue Gebilde, welches Europa zu schaffen versucht -- sei es letzten Endes in Form einer Föderation, Konföderation oder weniger -, Teil eines anderen, größeren, loseren Gebildes sein wird, welches Nordamerika mit einschließt.«[12]

Auch die unruhige 'Randzone' Europas wurde klar definiert: Euro-Amerika oder das Atlantische Imperium deckt sich bei Beedham mit dem Raum der lateinischen Christenheit, -- eine Einteilung, die später von Samuel Huntington in seinen Thesen vom Clash of Civilizations aufgegriffen wurde.

Der »kleine, begrenzte Krieg« in der »unruhigen Randzone« begann 1991 im ehemaligen Jugoslavien. Alle Diskussionen, ob denn die Nato inzwischen nicht überflüssig geworden sei oder ob das Bündnis vor dem endgültigen Zerfall stünde, verstummten angesichts des Versagens von EU und UN in Bosnien-Hercegovina und Kroatien. Nachdem in Leitartikeln monatelang eine »neue Atlantische Gemeinschaft« beschworen und einer gedächtnislosen Öffentlichkeit als »neugeborene Idee« verkauft wurde[13], erfolgten eine Reihe weiterer Schritte, die zur Entstehung des Atlantischen Imperiums beitragen sollen: In Madrid und München wurde 1995 die Neue Transatlantische Agenda (NTA) vorbereitet und verabschiedet, welche die politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Amerikanern und Europäern zielgerichtet vertiefen wird.[14] Ein Ziel ist die Errichtung einer Transatlantischen Freihandelszone (Transatlantic Free Trade Area = TAFTA) innerhalb eines Neuen Transatlantischen Markts, da der Atlantik weiterhin die Hauptschlagader des Welthandels bleiben soll.

Auf dem Kongreß von Prag erfolgte vom 10.-12. Mai 1996 in Anwesenheit von 300 führenden Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Geistesleben die Gründung der Neuen Atlantischen Initiative (New Atlantic Initiative = NAI).[15] Aus ihr ging im Juni eine politische Forschungseinrichtung hervor, die ihren Sitz im 'American Enterprise Institute' in Washington hat. Ziel der NAI ist es, die kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Bande auf beiden Seiten des Atlantiks enger zu schlingen und gemeinsame Entwicklungsziele auszuarbeiten.

Erblickte John Dee im 16. Jahrhundert in der Errichtung des Atlantischen Imperiums den neuen Salomonischen Tempel, so dachte etwas später Francis Bacon, Lordkanzler der englischen Krone, in seiner Sozialutopie Nova Atlantis an

    »die Einrichtung eines gewissen Ordens oder einer Gesellschaft, die wir das Haus Salomons nennen, (...) bald das 'Kollegium der Werke der sechs Tage'.«

Dieser Orden sollte alles Wissen der Macht und Herrschaft einer Oligarchie unterstellen. Das Wissen sollte dazu dienen, ein materialistisches 'Paradies' auf Erden zu errichten, außerdem technologisch nutzbar, finanziell verwertbar und im Krieg anwendbar sein. Doch die Wege, auf denen ein solches utilitaristisches Paradies herbeigeführt werden sollten, mußten für die übrige Menschheit okkulte bleiben.

    »Auch ist es bei uns üblich, genau zu erwägen, was von unseren Erfindungen und Versuchsergebnissen zu veröffentlichen angebracht ist, was dagegen nicht. Ja, wir verpflichten uns sogar alle durch einen Eid, das geheimzuhalten, was wir geheimzuhalten beschlossen haben.«[16]

Es wird an uns Europäern liegen, ob wir dieser reichlich einseitigen Vorstellung eines zukünftigen atlantischen Euro-Amerika andere, konkrete und fruchtbare Gedanken entgegenstellen können oder nicht. Das wäre im wahrsten Sinn des Wortes eine europäische Kulturaufgabe, auf die die übrige Welt bislang immer noch vergeblich wartet.

 

[1]Carroll Quigley: The Anglo-American Establishment. From Rhodes to Cliveden. New York 1981; Werner Engelmann: Die Cecil-Rhodes-Stipendien. Ihre Vorgeschichte und ihre Bedeutung für die deutschen Stipendiaten. Phil.Diss. Heidelberg 1965; Carroll Quigley: Tragedy and Hope. New York-London 1966; Walter Nimocks: Milner's Young Men. The Kindergarten in Edwardian Imperial Affairs. Durham/N.C. 1968; Alex May: The Round Table, 1910-1966. Unveröffentlichte (!) Diss. Oxford 1995; John Kendle: The Round Table Movement and Imperial Union. Toronto 1975.

[2] Zit. nach Robert I. Rotberg: The Founder. Cecil Rhodes and the Pursuit of Power. New York-Oxford 1988, S. 664-666.

[3] The Defense of the Atlantic World. 'The New Republic' vom 17. Februar 1917; in: Walter Lippmann: Early Writings. New York 1970, S. 74f

[4] Vgl. Lawrence E. Gelfand: The Inquiry: American Preparation for Peace, 1917-1919. New Haven 1963, S. 134-153.

[5] Zit. nach John E. Wrench: Alfred Lord Milner. The Man of No Illusions, 1854-1925. London 1958, S. 330.

[6] Zit. nach W. H. Parker: Mackinder. Geography as an Aid to Statescraft. Oxford 1982, S. 80.

[7] British Institute of International Affairs, Rules and List of Members (1920); zit. nach Schulzinger: The Wise Men of Foreign Affairs, S. 4.

[8] Zit. nach Parker: Mackinder, S. 156.

[9] »As the issue of the past was between Anglo-Saxon and Latin civilization, so the issue of the future is between Anglo-Saxon and Slavic civilization.« Zit. nach Bradford S. Perkins: The Great Rapprochement. England and the United States 1895-1914. London 1969, S. 77.

[10] 'The Round Table', Nr. 122 (März 1941), S. 215f.

[11] Milner Add. Papers c. 690; zit. nach John Marlowe: Milner -- Apostle of Empire. A Life of Alfred George the Right Honourable Viscount Milner of St. James's and Cape Town, KG, GCB, GCMG (1854-1925). London 1976, S. 336.

[12] Sonderteil Survey Defence. In: The Economist, 1.-7. September 1990, S. 10f.

[13] Siehe z.B. International Herald Tribune vom 7. und vom 14. Februar 1995.

[14]Report to U.S.-EU Summit on New Transatlantic Agenda. Senior Level Group Report to the U.S.-EU Summit, December 16, 1996, Washington, D.C. The United States and the New Atlantic Community.

[15] Die Website der 'New Atlantic Initiative' ist unter http://www.aei.org/nai/nai.htm zu finden.

[16] Der utopische Staat. Hrsg. v. Klaus J. Heinisch. Reinbek 1960, S. 214.

 

 

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