und der Stern von Bethlehem Ein Weihnachtsgeheimnis |
Anbetung der Magier-Könige |
Tishtrya [Sirius], den leuchtenden Stern mit sonnenhaftem Glanz, verehren wir mit Andacht, in dem Friede wohnt, die selige Ruhe, den weißgoldglänzenden, alleuchtenden, aufstrahlenden, heilwirkenden, uns voranbringenden, den hocherhabenen, der von weither leuchtet mit seinen Strahlen, den lichten, makellosen, der die Wasser weithin strömen läßt und den heilvollen Strom Vanhvâh, der von weither sich ergießt, den göttlichen (mazdâgeschaffenen) Namen des Rindes, den gewaltigen königlichen SonnenÄtherStrahlenkranz. Wir verehren ihn als den Genius (fravashay) des im Wahrheits-Geistwesen (asha) Geborenen, Spitama Zarathushtra. |
Nach Franz Cumont/Joseph Bidez: Les Mages hellénisés. Bd. II.
Reprint Paris 1973, S. 126-129. Theodor bar Kônî war ein syrischer Geistlicher des 8. Jh. »Ich richte mich an euch, meine Freunde und (meine) Söhne, die
ich euch durch meine Lehre nährte. Hört, wie ich euch das erhabene
Mysterium über den großen König offenbare, der in die Welt kommen
soll. So wird am Ende der Zeiten, da sie durch die Auflösung vollendet
werden, ein Kind gezeugt und geformt mit [all] seinen Gliedmaßen
im Schoße einer Jungfrau, ohne daß sich ihr ein Mann genähert
hätte. Es wird einem Baum gleichen mit schönem Geäst und fruchtbeladen,
der auf verdorrter Erde wächst. Die Bewohner (dieser) Erde werden
sich seinem Wachstum entgegenstellen und ihn zu entwurzeln suchen,
aber es wird ihnen nicht gelingen. Dann werden sie ihn ergreifen
und ihn am Galgen töten; Himmel und Erde werden seinen gewaltsamen
Tod betrauern, und alle Völkerfamilien werden ihn beweinen. Er
wird den Abstieg in die Erdtiefen öffnen, und aus den Tiefen wird
er in die Höhen steigen. Dann wird man ihn mit der Heerschar des
Lichtes herannahen sehen, getragen von lichtweißen Wolken, denn
er ist das Kind, das vom Schöpferwort aller Dinge gezeugt wurde.«
Gushtasp spricht zu Zaradusht: »Von dem du all das verkündet hast,
woher bezieht er seine Macht? Ist er größer als du, oder (bist
du) größer als er?« Zaradusht spricht zu ihm: »Er wird meiner Familie entspringen
und meinem Stammbaum. Ich bin er und er ist ich. Ich bin in ihm
und er ist in mir. Wenn seine Ankunft herannaht, werden große
Wunder am Himmel erscheinen. Man wird einen leuchtenden Stern
mitten am Himmel sehen, sein Licht wird heller als das der Sonne
sein. Darum also, o meine Söhne, ihr, Samen des Lebens, dem Schatze
des Lichtes und des Geistes entsprungen, ihr müßt auf der Hut
sein und wachend die Erfüllung dessen erwarten, wovon ich euch
sprach, weil ihr vorzeitig die Ankunft des großen Königs erkennen
werdet, den die Gefangenen erwarten, um befreit zu werden. Darum,
o meine Söhne, hütet das Mysterium, das ich euch offenbart habe.
Möge es eurem Herzen eingeschrieben sein, möge es in dem Schatz
eurer Seele behütet werden. Und wenn der Stern aufgeht, von dem
ich euch kündete, schickt (dann) Gesandten aus, die Geschenke
mit sich tragen, um ihn (den Stern) zu verehren und ihm darzureichen.
Vernachlässigt ihn nicht, damit er euch nicht durch das Schwert
umkommen läßt, denn er ist der König der Könige, und von ihm erhalten
sie alle die Krone. Ich und er, wir sind eins.« Diese Dinge wurden von dem zweiten Balaam verkündet; entweder
daß ihn Gott gemäß Seiner Natur gezwungen hat, dies Orakel wiederzugeben,
oder daß er wie ein Mann aus dem Volke von den Prophezeiungen,
die den Messias betreffen, überzeugt wurde, und daß er sie vorzeitig
enthüllt hat.
Aus dem »Scholienbuch« des Theodor bar Kônî
Zaradusht saß nahe dem Wasserquell von Glôsha von Hurîn an der
Stelle, wo von den alten Königen ein Bad errichtet worden war,
er öffnete den Mund und sprach zu seinen Schülern Gushtasp [Vishtâspa
= Hystaspos], Sâsan und Mâhman [Mêdyômâh]:
Nach Wilhelm Schneemelcher: Neutestamentliche Apokryphen Bd. I:
Evangelien. 6. Aufl. Tübingen 1990, S. 370 Ich aber stand da, starr vor Verwunderung, und Furcht ergriff
mich. Denn ich schaute in den gewaltigen Glanz des geborenen Lichtes.
Das Licht selbst aber zog sich allmählich in sich zurück, gleich
sich einem Kinde an, und in einem Augenblicke wurde es zum Kinde,
wie Kinder geboren zu werden pflegen. Und ich faßte Mut, neigte
mich, berührte es, hob es in die Höhe mit meinen Händen in großer
Furcht, und ich erstarrte vor Angst, denn es hatte kein Gewicht,
so wie andere Menschenkinder, die zur Welt kommen. Und ich schaute
es an, und es war keine Verunreinigung an ihm, sondern es war
glänzend am Körper wie vom Tau des höchsten Gottes, leicht zu
tragen, strahlend anzuschauen. Und während ich mich sehr darüber
wunderte, daß es nicht weinte, wie neugeborene Kinder zu weinen
pflegen, und während ich es hielt und in sein Gesicht schaute,
lachte es mich an mit dem lieblichsten Lächeln, öffnete seine
Augen und schaute mich scharf an. Da trat plötzlich aus seinen
Augen ein großes Licht hervor wie ein gewaltiger Blitzstrahl.
Aus dem »Lateinischen Kindheitsevangelium«
Als daher die Stunde näher kam, da trat die Macht Gottes offen
in Erscheinung. Und die Jungfrau [Maria] stand da, schaute zum
Himmel und wurde schneeweiß [?]. Denn schon war das Ende der Heilsereignisse
im Vorschreiten. Als aber das Licht hervorgekommen war, betete
Maria den an, von dem sie sah, daß sie ihn geboren hatte. Das
Kind aber sandte mit Macht Strahlen ringsumher nach Art der Sonne
und war rein und höchst lieblich anzuschauen, da es allein als
Friede überall Frieden verbreitend erschien. In jener Stunde aber,
als er geboren wurde, hörte man eine Stimme vieler unsichtbarer
Wesen, die einstimmig »Amen« sagten. Und das Licht selbst, das
geboren wurde, vervielfachte sich und verdunkelte mit der Helligkeit
seiner Leuchtkraft das Sonnenlicht. Und diese Höhle wurde von
hellem Licht erfüllt samt dem süßesten Duft. So wurde dies Licht
geboren, wie Tau vom Himmel zur Erde herniedersteigt. Denn sein
Duft riecht stärker als aller Wohlgeruch von Salben.
Ed. P. Peeters: Évangiles apocryphes. Bd. II, Paris 1914, S. 69ff. Wahrscheinlich beruht dieses arabische Evangelium auf einer alten
syrischen Quelle
Aus dem »Arabischen Kindheitsevangelium«
Als der Herr Jesus in Bethlehem zu Judäa zur Zeit des Königs Herodes
geboren wurde, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Bethlehem,
so wie es Zoroaster prophezeit hatte. Und sie brachten Geschenke
mit sich: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Sie huldigten dem Kind und
boten ihm die Geschenke dar. Da nahm die heilige Maria eine der
Windeln und reichte sie ihnen als Zeichen des Dankes. Die Weisen
nahmen sie aus ihren Hängen unter Ehrerweisung entgegen. Und im
selben Moment erschien ihnen ein Engel in Gestalt desjenigen Sternes,
der zuvor ihr Führer gewesen war. So zogen sie dahin und das Licht
des Sternes leuchtete ihnen bis zur Ankunft in ihrem Land.
Ed. Carl Bezold. Leipzig 1882, S. 56f. Mesopotamischer Text aus dem 6. Jahrhundert, beruht vermutlich
auf einem älteren Text aus dem 2. oder 3. Jahrhundert So fanden auch diese Magier, als sie zusahen und in dem Orakel
des Nimrod lasen, in demselben, daß ein König in Judas geboren
werden würde; und der ganze Weg der Heilsordnung des Messias wurde
ihnen geoffenbart. Und sofort verließen sie gemäß der Tradition,
die sie durch die Überlieferung ihrer Väter erhalten hatten, den
Osten, stiegen hinauf zu den Bergen von Nod, welche an den Eingängen
zum Osten von den Grenzen des Nordens her sind, und nahmen von
dort Gold, Weihrauch und Myrrhen. (Diese Gaben aber hatten sich
mit Adam in der »Schatzkammer« befunden ).
Aus der »Schatzhöhle«
Zwei Jahre aber vor der Messias geboren wurde, erschien den Magiern
der Stern; sie sahen aber einen Stern am Firmament, welcher in
einem helleren Lichte als alle anderen Sterne strahlte. Und in
seiner Mitte war ein Mädchen, welches einen Knaben trug, und auf
dessen Haupt war eine Krone gesetzt. Es war nämlich eine Gewohnheit
der früheren Könige und chaldäischen Magier, alle ihre Zustände
aus den Sternbildern zu erforschen. Und als jene den Stern sahen,
da gerieten sie in Verwirrung und Furcht und ganz Persien war
aufgeregt. (...) Eilends lasen die Magier und Chaldäer in ihren
gelehrten Büchern, und durch die Kraft der Weisheit ihrer Schriften
erreichten sie ihren Zweck und standen auf dem mächtigen Boden
der Wahrheit. Denn in Wahrheit wurde das von den chaldäischen
Magiern gefunden, daß durch den Lauf derjenigen Sterne, welche
sie Tierkreiszeichen nannten, sie die Kraft der Tatsachen voraus
erkannten, noch ehe dieselben eintraten. (...)
Nach Cumont/Bidez: Les Mages hellénisés II, 123ff Äthiopisches Apokryph aus dem 5./6. Jh. Aber es war ein Brauch bei den Chaldäern, die Sterne des Himmels
zu beobachten, um von ihnen Rat zu holen. Und sie zählten die
Sterne. (...) Und sie befragten Wahrsager und Philosophen, bis
sie sicher wußten und entdeckten, daß der König der Kinder von
Israel geboren war. (...) Deshalb wußten die Magier, als sie in
ihren Büchern nachlasen, daß Christus im Lande Juda zur Welt kommen
sollte. So stiegen sie auf einen hohen Berg im Osten, während
sie nach Westen kamen, und bevor sie auf ihre Reise aufbrachen,
holten sie die Gaben, die sie bereitet hatten, die da sind: Gold,
Weihrauch und Myrrhe - diese waren mit Adam in der Schatzhöhle.
Aus dem »Buch von Adam und Eva«
Und als Christus zu Bethlehem geboren wurde, kündete dies ein Stern
im Osten, und Magier sahen ihn. In den Himmeln erschien dieser
Stern unter all den anderen Sternen. Er glänzte und war wie das
Antlitz eines Weibes, eines jungfräulichen Mädchens, die unter
den anderen Sternen saß, glänzend, als ob sie ein kleines Kind
von wunderschöner Erscheinung hielte. Von der Schönheit Seines
Anblicks erstrahlten Himmel und Erde und Seine Schönheit und Sein
Licht erfüllten die Höhen und die Tiefen. Und das Kind war in
den Armen des jungfräulichen Weibes, und eine Wolke aus Licht
umgab den Kopf des Kindes gleich einer Krone.
Ein Kapitel handelt von dem »Irrtum der Chaldäer« und von dem »Königlichen
Stern«, der am 27. April, dem Datum des Auszugs aus Ägypten, und
am 25. Dezember wirksam wurde, und den man mit Shiyun, d.h. Saturn
[vielmehr: Sirius?] identifizierte; für die Syrier war es der
Stern, der die Israeliten durch die Wüste führte.
»(...) Und da die Chaldäer diesem Stern das Königtum zuschreiben, ist ein einziger König unter diesem Stern geboren: Christus, der Sohn Gottes. Warum wurde dem Stern das Königtum zugeschrieben? Hört, Freunde der Weisheit. Diesen Stern sahen die Magier auf dem Berg der Herrlichkeiten, auf dem die Gaben des Goldes, der Myrrhe und des Weihrauches lagen. Und die Höhle, in der sich diese Gaben befanden, wurde »Schatzkammer« genannt. Dieser Stern war für die Magier ein Führer, als sie von Persien kamen. Darum schrieben ihm die Chaldäer das Königtum zu, und in diesem Punkt haben sie sich nicht geirrt.« |
Nach Cumont/Bidez: Les Mages hellénisés II, 131f. Ishô'dad von Merv (um 850) war Katholikos der Nestorianer und
schrieb Kommentare zum Alten und Neuen Testament (...) Und es wurde gefragt: Woher wußten die Magier, als ihnen
der Stern erschien, daß der König der Könige geboren war und daß
sie ihm dreifältige Gabe bringen sollten? Einige sagen, sie wußten
es von Daniel; und zwar kamen zu der Zeit, als Nebuchadnezar regierte,
Magier von Sheba nach Babylon an den Palast, um dem König Geschenke
zu bringen und Chaldäismus zu lernen; und Daniel sagte zu ihnen,
daß wenn der Messias geboren werde, die Könige von Sheba und Seba
Ihm Gaben darreichen sollten. Diese jedoch schrieben es in einer
Bibliothek nieder, d.h. in ihren eigenen Archiven, und in ihren
Aufzeichnungen, d.h. in einem Buch der Erinnerung. Andere sagen,
daß sie (die Magier) es von Balaam wußten; aber um die Wahrheit
zu sagen, war es von Zerdusht verkündet worden, dem Haupt ihrer
Lehre, d.h. göttliche Gewalt drängte ihn dazu, wie Balaam und
Kaiphas; oder weil er aus dem Stamme Israels war und die Schriften
kannte; und andere sagten, er wäre Baruch gewesen, der Schüler
des Jeremias. Und weil ihm die Gabe der Prophezeiung nicht gegeben wurde, wie
er es begehrte, und auch wegen der bitteren Gefangenschaft und
der Zerstörung Jerusalems und des Tempels etc., darum war er beleidigt
und begab sich zu den Heiden und erlernte zwölf Sprachen, und
schrieb in ihnen dieses von Satan Erbrochene, d.h. dieses Buch
von ihnen, das sie Abhasta (Avesta) nennen. Denn darin steht geschrieben,
daß Zerdusht an einem Wasserquell saß, der für die alten Könige
als Bad eingerichtet worden war, als er plötzlich den Mund öffnete
und zu seinen Schülern sprach: »Hört, meine Geliebten und Söhne,
die ihr in meiner Lehre aufgewachsen seid; denn in den letzten
Tagen soll eine Jungfrau, eine Hebräertochter, ohne ehelichen
Verkehr einen Sohn gebären, in welchem etwas von der göttlichen
Natur leben wird, und er wird wunderbare Wunder und Zeichen vollbringen,
und im Augenblick seiner Geburt wird euch ein Stern gezeigt werden.
Bringt drei Geschenke als Gaben zu ihm: Gold, Myrrhe und Weihrauch,
denn Er ist der König der Könige, etc.« Dann sprach er zu ihnen ausführlich über die Passion und Tod und
Auferstehung und Himmelfahrt etc. Aber die Magier wurden für ihre
Anstrengung nicht belohnt, und es geschah nicht durch ihren Wille,
daß sie kamen, und sogar danach glaubten sie nicht an die Wahrheit.
Auch Balaam wurde nicht für die Prophezeiung über unseren Herrn
belohnt.
Die Kommentare des Ishô'dad von Merv,
Bischof von Hadatha
Da gab es drei Königssöhne und neun Söhne von Adligen ihrer Länder;
und der Perserkönig, welcher die Magier sandte, hieß Pirshâbûr,
und die Magier kamen durch die Führung in Gestalt eines Sternes.
Da sahen wir einen Stern im Osten, in der Mitte des Sternes erschien
eine Jungfrau, die ihren Sohn umarmte, und aus vielen Dingen geht
hervor, daß dies kein wirklicher Stern war, auch keine Einbildung
und kein Automaton, sondern ein Engel, der wie ein Stern von Persien
bis nach Bethlehem strahlte.
(syrisch, um 774/75 n. Chr.) Ugo Monneret de Villard: Le leggende orientale sui magi evangelici.
Città del Vaticano 1952, S. 27ff. Und wir stiegen zum Siegesberg hinauf. And als wir alle versammelt
waren, jeder einzelne aus seinem Wohnort, warteten wir am Fuße
des Berges an einer Stelle, in Reinheit, am 25. Tage des Monats,
wie alle Monate. Und wir tauften uns in einer Quelle, die am Fuße
des Berges sich befand, und diese Quelle wurde »die (Quelle) der
Reinigung« genannt. Und oberhalb dieser Quelle standen sieben
Bäume: Olive, Weinstock, Myrte, Zypresse, Zitrus, Zeder und Tanne.Und
jener ganze Berg ist schön und herrlich, mehr als alle andern
Berge, die sich in unserem Lande befinden, über alle Maßen. Und
von ihm ging aus der Duft aller Wohlgerüche, und der Tau, der
darin troff, war wohlriechender Duft. Und als der Anfang des Monats kam, stiegen wir hinauf und gingen
bis zur Spitze des Berges und standen vor dem Eingang der Höhle
der verborgenen Mysterien und fielen auf unsere Knie und breiteten
unsere Hände gen Himmel aus und beteten und verehrten in schweigen,
ohne Wort, den Vater der höchsten Größe, die unaussprechlich und
unendlich ist bis in Ewigkeit. Am dritten Tage traten wir in die
Höhle hinein zu den aufgespeicherten Schätzen, die vorbereitet
waren als Geschenke für den Stern und zur Verehrung jenes Lichtes,
auf welches wir warteten ... Als aber die Zeit und die Vollendung dessen kam, was in den Schriften
geschrieben steht, betreffs der Offenbarung des Lichtes jenes
verborgenen Sterns, wurden auch wir dessen würdig, daß er in unseren
Tagen komme und wir ihn mit Freude empfängen, wie uns von unseren
Vätern befohlen war und wie wir auch in den Schriften gelesen
hatten. Und jeder einzelne von uns sah wunderbare und verschiedene
Visionen, die von uns vorher nie geschaut worden waren, aber deren
Mysterien sich in den Schriften befanden, die wir gelesen hatten,
und wir kamen, jeder einzelne von uns von seinem Wohnort, gemäß
unserer früheren Gewohnheit, um zum Berg der Siege hinaufzusteigen
»und um uns zu taufen« in der Quelle der Reinigung, um uns, wie
wir gewohnt waren, zu waschen. Und wir sahen »ein Licht« in der Gestalt einer Säule von unausprechliche
Licht, das herunterstieg und über »den Mysterien« stehen blieb.
Wir fürchteten uns und wurden erregt, als wir es sahen, und über
ihm den leuchtenden Stern, von dessen Licht zu sprechen wir nicht
imstande waren, da sein Licht um vieles heller war das der Sonne.
Und nicht vermochte die Sonne, vor dem Licht seiner Strahlen zu
bestehen, und so wie der Mond erscheint in den Tagen des Nisan,
wenn die Sonne aufgeht und er von ihrem Lichte verschlungen wird,
so erschien uns jetzt die Sonne, als der Stern über uns aufgegangen
war. Uns aber und den Mysteriengenossen erschien das Licht des
Sternes, das heller als (das Licht) der Sonne war, aber keinem
anderen erschien es, weil sie von seinen Mysterien und seiner
Ankunft fern waren. Und wir freuten uns und priesen und bekannten
über die Maßen den Vater der höchsten Größe, daß (d)er (Stern)
in unseren Tagen erschienen und daß wir würdig gewesen seien,
ihn zu schauen. Und als wir uns in der Quelle der Reinigung mit Freuden getauft
hatten, stiegen wir zum Berg der Siege hinauf, wie wir gewohnt
waren. Und wir stiegen hinauf und fanden die Säule des Lichtes
vor der Höhle. Eine große Furcht fiel wiederum über uns her und
wir fielen auf unsere Knie und breiteten unsere Hände aus, unserer
früheren Gewohnheit gemäß, und schweigend priesen wir die Vision
seiner Wunderdinge. Und wiederum sahen wir, daß der Himmel sich
öffnete wie eine große Pforte, und sahen herrliche Männer, die
den Stern des Lichtes auf ihren Händen trugen. Und sie stiegen
herab und standen über der Säule des Lichtes. Und der ganze Berg
war von seinem für einen menschlichen Mund unaussprechlichen Licht
erfüllt. Und es näherte sich uns vor unseren Augen von der Säule und dem
Stern her etwas wie die Hand eines kleinen Menschen, was wir nicht
imstande waren zu betrachten, und stärkte uns. Und wir sahen den
Stern in die Schatzhöhle der verborgenen Mysterien eingehen, und
die Höhle wurde über alle Maßen licht. Und von uns wurde eine
demütige und sanfte Stimme gehört, die zu uns rief und sagte:
»Tretet in Liebe ein, ohne Sorge, und schaut eine große und wunderbare
Vision!« Durch das Wort der Stimme wurden wir ermutigt und gestärkt.
Und wir traten hinein, indem wir uns (doch) fürchteten, und beugten
unsere Knie an der Öffnung der Höhle wegen der Fülle des Lichtes.
Und nachdem wir auf sein Wort aufgestanden waren, erhoben wir
unsere Augen und sahen dieses für den Mund der Menschen unaussprechliche
Licht. Und indem es sich verdichtet hatte, erschien es uns wie
die Glieder eines kleinen und demütigen Menschen und sagte zu
uns: »Friede über euch, Genossen der verborgenen Mysterien.« Und wiederum waren wir durch die Vision erstaunt. Und er sagte
zu uns: »Seid nicht durch die Vision, die ihr geschaut habt, bekümmert,
daß dieses unaussprechliche Licht euch erschienen ist, das der
Stimme des verborgenen Vaters der höchsten Größe (gehört). Und
wiederum ist euch erschienen, daß es sein Licht in seinem Glanzwesen
verdichtet hat, und es ist euch in der Gestalt eines kleinen und
demütigen und schwachen Menschen erschienen, weil die Bewohner
der Welt nicht imstande sind, die Herrlichkeit des Eingeborenen
Sohnes des Vaters der Größe zu schauen, wenn er ihnen auch in
des Gestalt ihrer eigenen Welt erscheint.« [Die Erscheinung weist die Magier, nach Bethlehem zu ziehen, zur
Geburtsstätte des Heilands. Die Magier nehmen die in der Höhle
aufbewahrten Gabengeschenke und ziehen unter der Führung des Sterns
an den bezeichneten Ort.] Und wir betraten alle den Raum, wo unser Heil geboren wurde. Und
wir sahen eine Höhle, die in Aussehen und Erscheinung der Schatzhöhle
der verborgenen Mysterien glich, die sich in unserem Land befand.
[Als sie die Höhle betreten, werden sie von dem Jesuskind mit
den Worten empfangen:] »Seid gegrüßt, Söhne der verborgenen Schätze,
Söhne des höchsten Lichtes im Osten, denn ihr wurdet würdig, das
ewige Urlicht zu sehen.« ...
Chronik von Zuqnîn
Und wir haben Gesetze und Gebote von unseren Vätern übernommen;
auch wir lernten alle Mysterien und ermahnten unsere Söhne: »Vielleicht
ereignet sich in euren Tagen die Ankunft des Lichtes dieses Sterns,
wie wir von unseren Vätern übernommen und gelernt haben«.
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