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ES WAR EINMAL im Schloß von Lamothe Goas ein Graf und eine Gräfin, die waren
millionenreich und ebenso freigebig wie reich. Diese tüchtigen
Menschen hatten nur einen einzigen Sohn, aber er war schön wie
die Sonne, treu wie Gold, stark und kühn wie Sam son.
Eines Tages umarmte der junge Mann Vater und Mutter und sprang auf sein großes geflügeltes Pferd. «Lebt wohl, Vater und Mutter. Heute bin ich zwanzig Jahre alt geworden, ich will jetzt dem König von Frankreich Kriegsdienste leisten.» «Leb wohl, mein Freund. Mögen der liebe Gott und die Heilige Jungfrau Maria dich geleiten.» Das große fliegende Pferd flog durch die Wolken davon so schnell wie der Blitz. Drei Jahre lang diente der junge Mann dem König von Frankreich im Kriege und befehligte das Regiment der Goldenen Dragoner. Als Frieden geschlossen wurde, suchte er den König in seinem Louvre auf. «Guten Tag, Herr König von Frankreich.» «Guten Tag, mein Goldener Dragoner. Was willst du von mir?» «König von Frankreich, der Frieden ist geschlossen. Ich will zu meinem Vater und meiner Mutter in das Schloß Lamothe Goas zurückkehren. Wenn ihr wieder meiner bedürft, so schreibt mir. Ihr werdet nicht lange auf mich zu warten brauchen.» «Mein goldener Dragoner, kehre in das Schloß Lamothe Goas zurück. Kehre zu dei nem Vater und zu deiner Mutter zurück und grüße sie herzlich von mir.» «Habt Dank, König von Frankreich. Ich werde es ausrichten.» Der goldenen Dragoner ging hinaus und sprang auf sein großes fliegendes Pferd, das so schnell wie der Blitz durch die Wolken davonflog. Vor Mitternacht schon gewahrte der Reiter das Schloß Lamothe Goas im Mondenschein. Der Goldenen Dragoner zog den Zügel, und alsbald schwebte das große fliegende Pferd wie ein Adler gerade über der Brücke des heimatlichen Baches. «Beim lebendigen Gott! Wie werden sich mein lieber Vater und meine liebe Mutter freuen, und wie werden sie in kurzem lachen, wenn ich sie in ihrem Bette aufwecke.» In diesem Augenblick vernahm der Goldenen Dragoner einen Ruf von unten: «O mein Gott! Mein Gott! Mein Gott!» Da saß ganz einsam am Wegesrand ein Fraülein in weißem Gewande und weinte sich die Augen aus. «Mein Fräulein, was macht ihr denn so einsam am Wegesrande, und warum weint ihr euch die Augen aus?» «O Goldener Dragoner, ich habe wohl einen Grund, mir so die Augen auszuweinen. Man hat mich mit Gewalt mit dem Herrn der Nacht verlobt. Ich aber bin aus dem Schlosse meines Vater entflohen. Der Herr der Nacht jedoch hat zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang große Gewalt auf Erden. Er wird mich wohl vor Anbruch der Morgendämmerung einfangen können.» Der Goldene Dragoner stieg vom Pferde. «Mein Fräulein, weint Euch nicht mehr so die Augen aus. Ich habe drei Jahre lang dem König von Frankreich im Kriege gedient. Niemals habe ich einen Mann getroffen, der so stark und kühn war wie ich. Wir werden bald im Schlosse meines Vaters in Lamothe Goas sein. Dort werdet ihr wohlbehütet sein. Mein Fräulein, ich übernehme es, den Herrn der Nacht zu zwingen, euer Eheversprechen zurückzugeben. Wartet hier ohne Furcht und Zagen auf mich. Ich will nur gerade mein großes fliegendes Pferd im Bach tränken.» «Mein goldener Dragoner, ich will dir gehorchen.» Der Goldene Dragoner schritt hinab zum Bach und tränkte sein großes fliegendes Pferd. Als sie wieder hinaufkamen, war das Fräulein nicht mehr da. «Gnädige Mutter Gottes! Der Herr der Nacht hat mir das Fräulein gestohlen. Mutter Gottes! Wo sind sie?» Da hub das große fliegende Pferd an zu sprechen: «Mein Goldener Dragoner, liebst du mich?» «Ja, ich liebe dich, mein großes fliegendes Pferd. Gar häufig hast mir einen Dienst er wiesen und mich im Kriege gerettet.» «Mein Goldener Dragoner, wenn du mich liebst, so lege dich unter diese Eiche und schlafe. Ich werde Schildwache halten. Schlafe, bis ich dich wecke. Dann wirst du Nach richten von dem Fräulein und dem Herrn der Nacht bekommen.» Der goldenen Dragoner legte sich unter die Eiche und schlief ein. Das große fliegende Pferd hielt Wache. Da vollführten im Wipfel der Eiche die Eulen und Käuzchen ihren Sab bat und sprachen miteinander. «Uiu, uiu. - Kch, kch, kch, kch.» Das große fliegende Pferd verstand die Sprache dieser Tiere, die alles wissen, was jede Nacht geschieht. Es legte sich zu Boden, stellte sich schlafend und spitzte die Ohren. Im Wipfel der Eiche vollführten die Eulen und Käuzchen immer noch ihren Sabbat und sprachen miteinander. «Uiu, uiu. - Kch, kch, kch, kch. - Der Herr der Nacht hat seine Braut wieder eingefangen. - Uiu, uiu, - kch, kch, kch, kch. - Der Herr der Nacht hütet seine Braut mitten im Walde in einem Häuschen in der Nähe des Wolfsbrunnens. - Uiu, uiu. - Kch, kch, kch, kch.» Hierauf schüttelte das große fliegende Pferd seinen Herrn. «Genug geschlafen, mein Goldener Dragoner. Rasch, spring mir auf den Rücken. Ich weiß, wo das Fraülein und der Herr der Nacht sind.» In einem Schwung brachte das große fliegende Pferd seinen Herrn in den Wald an die Schwelle des Häuschens in der Nähe des Wolfsbrunnens. Da zog der Goldene Dragoner sein Schwert und klopfte ohne Furcht und Zagen. Aber niemand antwortete. Da trat der Goldene Dragoner mit einem Fußtritt die Türe ein. «Guten Abend, Herr der Nacht. Schnell, gib mir mein Fräulein heraus.» «Goldener Dragoner, die sollst du nicht bekommen. Laß uns kämpfen!» Der Herr der Nacht zog sein Schwert und sie kämpften miteinander. Endlich warf der Goldene Dragoner seinen Feind zu Boden. «Goldener Dragoner, du bist stärker als ich. Jedoch kannst du mich nicht töten. Es steht geschrieben, daß ich bis zum Jüngsten Gerichte leben werde, aber dann nicht mehr aufer stehe. Hör mich an. Nimm das Fräulein hinter dich auf das Pferd. Fliege auf deinem großen fliegenden Pferde davon. Bis zum Anbruch der Morgendämmerung habe ich Gewalt, euch zu quälen. Sprich ein Wort, wende dich nach deiner Schönen um, und ich entführe sie wieder; du aber wirst sie nie mehr wiedersehen.» «Herr der Nacht, ich will dir gehorchen.» Der Goldene Dragoner nahm das Fräulein hinter sich aufs Pferd und das große fliegende Pferd flog so schnell wie der Blitz durch die Lüfte davon. Aber der Herr der Nacht war hinter dem armen Mädchen aufgestiegen. «Mein goldener Dragoner, ich falle, ich falle.» «Nur Mut, mein Fräulein. Haltet euch mit beiden Händen am Gurt meines Schwertes fest.» «Mein Goldener Dragoner, ich falle, ich falle.» Da wandte sich der Goldene Dragoner um. «Gnädige Mutter Gottes! Der Herr der Nacht hat mir das Fräulein gestohlen. Mutter Gottes! Wo sind sie?» Da hub das große fliegende Pferd an zu sprechen. «Mein Goldener Dragoner, liebst du mich?» «Ja, ich liebe dich, mein großes fliegendes Pferd. Gar häufig hast du mir Dienste geleistet und mich im Kriege gerettet.» «Mein Goldener Dragoner, wenn du mich liebst, so schwöre mir bei deiner Seele, daß du mich niemals gegen ein anderes Tier eintauschen wirst. Schwöre mir bei deiner Seele, daß du mich nie verkaufen willst, weder für Gold noch für Silber.» «Mein großes fliegendes Pferd, ich schwöre es dir bei meiner Seele.» «Mein Goldener Dragoner, nun, da du mir bei deiner Seele geschworen hast, steige ab. Lege dich unter jene Eiche und schlafe. Ich will Schildwache halten. Schlafe, bis ich dich wecke. Dann sollst du Nachrichten von deinem Fräulein und dem Herrn der Nacht be kommen.» Der Goldene Dragoner legte sich unter die Eiche und schlief. Das große fliegende Pferd hielt Wache. Im Wipfel der Eiche vollführten die Eulen und Käuzchen ihren Sabbat und plauderten die ganze Nacht hindurch miteinander: «Uiu, uiu. - Kch, kch, kch, kch.» Das große fliegende Pferd verstand die Sprache dieser Tiere, die alles wissen. was jede Nacht geschieht. Es legte sich nieder, stellte sich schlafend und spitzte die Ohren. Im Wipfel der Eiche vollführten die Eulen und Käuzchen immer noch ihren Sabbat und schwatzten, solange die Nacht noch dauerte. «Uiu, uiu. - Kch, kch, kch, kch. - Der Herr der Nacht hält seine Braut gefangen in einem Turm in einem goldenen und silbernen Turm auf dem Gipfel eines Felsens mitten im weiten, weiten Meer. Uiu, uiu. - Kch, kch, kch, kch.» Da schüttelte das große fliegende Pferd seinen Herrn. «Genug geschlafen, Goldener Dragoner. Rasch, spring mir auf den Rücken. Ich weiß, wo das Fräulein und der Herr der Nacht sind.» Am nächsten Tag klopfte bereits beim ersten Schlag der Mitternacht der Goldene Dragoner an die Türe des goldenen und silbernen Turmes auf dem Gipfel eines Felsens mitten im weiten, weiten Meer. Hierauf zog der Goldene Dragoner sein Schwert und klopfte noch einmal ohne Furcht und Zagen. Aber kein Mensch antwortete. Da trat der goldene Dragoner mit einem Fußtritt die Türe ein. «Guten Abend, Herr der Nacht. Gib mir schnell mein Fräulein heraus.» «Goldener Dragoner, die sollst du nicht bekommen. Laß uns kämpfen.» Der Herr der Nacht zog sein Schwert, und sie kämpften miteinander. Endlich warf der Goldene Dragoner seinen Feind zu Boden. «Goldener Dragoner, du bist stärker als ich. Jedoch kannst du mich nicht töten. Denn es steht geschrieben, daß ich bis zum Tage des Jüngsten Gerichtes leben soll, aber dann nicht mehr auferstehe. Höre mich an. Nimm das Fräulein hinter dich aufs Pferd. Flieg auf deinem großen Pferde davon. Bis zur Morgendämmerung habe ich Gewalt, euch zu quälen. Aber sprich nur ein Wort, wende dich nach deiner Schönen um, und ich entführe sie, und du wirst sie niemals wieder finden.» Der Goldene Dragoner nahm das Fräulein hinter sich aufs Pferd und das große fliegende Pferd schoß durch die Lüfte davon so schnell wie der Blitz. Der Herr der Nacht aber war hinter dem armen Mädchen aufgestiegen. Er biß sie bis aufs Blut und schüttelte sie fürchterlich. Jedoch schrie das Fräulein nicht. Da begriff der Herr der Nacht, daß er seine Zeit verlor, und er zog sein Schwert, um den Goldenen Dragoner von hinten zu schlagen. «Goldener Dragoner! schrie das Fräulein. Goldener Dragoner! verteidige dich.» Der Goldene Dragoner wandte das Haupt. «Gnädige Mutter Gottes! Der Herr der Nacht hat mir das Fräulein gestohlen. Mutter Gottes! Wo sind sie?» Da hub das große fliegende Pferd an zu sprechen: «Goldener Dragoner, liebst du mich?» «Ja, ich liebe dich, mein großes fliegendes Pferd, du hast mir gar oft einen Dienst erwiesen und mich im Kriege gerettet. Ich habe dir bei meiner Seele geschworen, daß ich dich niemals gegen ein anderes Tier eintauschen will. Ich habe dir bei meiner Seele geschworen, daß ich dich niemals verkaufen will, weder für Gold noch für Silber.» «Mein goldener Dragoner, lege dich unter jene Eiche und schlafe. Ich werde Schildwache halten. Schlafe, bis ich dich wecke. Dann wirst du Nachrichten von dem Fräulein und dem Herrn der Nacht bekommen.» Der Goldene Dragoner legte sich unter die Eiche und schlief. Das große fliegende Pferd hielt Wache. Im Wipfel der Eiche führten die Eulen und Käuzchen immer noch ihren Sab bat und plauderten miteinander: «Uiu, uiu. - Kch, kch, kch, kch.» Das große fliegende Pferd verstand die Sprache dieser Tiere, die alles wissen, was jede Nacht geschieht. Es legte sich zu Boden, stellte sich schlafend und spitzte die Ohren. Im Wipfel der Eiche führten die Eulen und Käuzchen immer weiter ihren Sabbat und schwatzten, solange die Nacht noch währte. «Uiu, uiu. - Kch, kch, kch, kch. - Der Herr der Nacht hat seine Braut wieder einge fangen. - Uiu, uiu. - Kch, kch, kch, kch. - Der Herr der Nacht hält seine Braut gefan gen, weit weit entfernt im äußersten Grunde des mittleren Sternes im Gürtel des Orion in einem Schloß aus Eisen und Stahl. - Uiu, uiu. - Kch, kch, kch, kch.» Da schüttelte das große fliegende Pferd den Goldenen Dragoner. «Genug geschlafen, Goldener Dragoner. Rasch, spring mir auf den Rücken. Ich weiß, wo das Fräulein und der Herr der Nacht sich befinden.» Bei Sonnenaufgang landete der Goldene Dragoner in Bordeaux vor der Türe eines Gasthauses. Da sprach das große fliegende Pferd: «Goldener Dragoner, liebst du mich?» «Ja, ich liebe dich, mein großes fliegendes Pferd. Gar häufig hast du mir Dienste geleistet und mich im Kriege gerettet. Ich habe dir bei meiner Seele geschworen, daß ich dich niemals gegen ein anderes Tier eintauschen werde. Ich habe dir bei meiner Seele geschworen, daß ich dich niemals verkaufen werde, weder um Gold noch um Silber.» «Goldener Dragoner, schwöre mir bei deiner Seele, daß mir bis zu meinem Tode und so viel ich auch fressen möge, Kleie und Hafer niemals ausgehen sollen.» «Mein großes fliegendes Pferd, das schwöre ich bei meiner Seele.» «Gut! Und nun, Goldener Dragoner, befiehl den Stallknechten, sie sollen mir sieben Sack Hafer bringen und alles Wasser, das ich brauchte, bereit halten. In einer Stunde wer den wir beide eine weite Reise antreten. Während ich mir den Wanst fülle, eile du in die Stadt. Kaufe ein Pfund Pech bei einem Schuster, eine goldene Nähnadel bei einem Goldschmied und komme im Eilschritt zurück.» Es geschah alles, wie das Pferd es wünschte. Dann flog das große fliegende Pferd schnell wie der Blitz durch die Wolken davon. Beim ersten Schlag Mitternacht befand sich der Goldene Dragoner im tiefsten Grunde des mittleren Sternes im Gürtel des Orion. Er stand vor der Türe des Schlosses aus Stahl und Eisen. Da zog er sein Schwert und klopfte ohne Furcht und Zagen, aber niemand antwortete. Da trat der Goldene Dragoner mit einem starken Fußtritt die Türe ein. «Guten Abend, Herr der Nacht! Gib mir schnell mein Fräulein zurück!» «Nein, Goldener Dragoner, du sollst sie nicht bekommen. Laß uns kämpfen.» Beide zogen ihre Schwerter und kämpften. Endlich warf der Goldene Dragoner seinen Feind zu Boden. «Goldener Dragoner, du bist stärker als ich. Jedoch kannst du mich nicht töten. Es steht geschrieben, daß ich bis zum Jüngsten Gerichte leben werde, aber dann nicht mehr auferstehe. Hör mich an. Nimm das Fräulein hinter dir aufs Pferd. Fliegt auf deinem großen fliegenden Pferde davon. Ich habe bis zum Anbruch der Morgendämmerung die Gewalt, euch zu quälen. Aber sprich nur ein Wort, wende dich nur einmal zu deiner Schönen zurück, so schleppe ich sie davon und du wirst sie niemals wiedersehen.» «Herr der Nacht, es soll geschehen, wie du sagst.» Da hub das große fliegende Pferd an zu sprechen: «Goldener Dragoner, gib dem Fräulein dein Pfund Pech und deine goldene Nadel.» «Mein großes fliegendes Pferd, es ist schon geschehen.» «Gut! Mein Fräulein, nehmt dieses Pfund Pech und verstopft damit ordentlich und fest dem Goldenen Dragoner die Ohren.» «Großes fliegendes Pferd, es ist schon geschehen.» «Gut! Und nun, mein Fräulein, reißt mir ein Haar aus meinem Schweif heraus. Fädelt es in die goldene Nadel ein und näht dem goldenen Dragoner den Mund zu.» «Großes fliegendes Pferd, es ist schon geschehen.» «Gut! Und nun auf! Holla! Hoi, ho! Rasch davon. Und jetzt kannst du kommen, Herr der Nacht.» Der Goldene Dragoner nahm das Fräulein hinter sich auf das Pferd und das große flie gende Pferd flog schnell wie der Blitz durch die Wolken davon. Aber der Herr der Nacht war hinter dem armen Mädchen aufgestiegen. Er biß es bis aufs Blut und zauste es tüchtig. Das Mädchen jedoch schrie nicht. Da begriff der Herr der Nacht, daß er seine Zeit verlor, und so zog er sein Schwert, um den Goldenen Dragoner von hinten zu treffen. Das Fräulein jedoch schrie nicht. Da begriff der Herr der Nacht, daß er seine Zeit verlor, und er rief alle Teufel der Hölle zu Hilfe. «Goldener Dragoner, schrie das Fräulein, Goldener Dragoner, verteidige dich!» Das Fräulein mochte noch so laut schreien, dem Goldenen Dragoner waren die Ohren verstopft und der Mund zugenäht. Bis zum Sonnenaufgang kämpfte er, ohne sich umzuwenden, gegen den Herrn der Nacht und alle Teufel der Hölle. Da löste sich diese böse Welt wie ein Nebel auf und das große fliegende Pferd stand endlich vor dem Tore des Schlosses Lamothe Goas. In einem Augenblick hatte das Fräulein das Pech aus den Ohren gelöst und den Mund seines Bräutigams aufgetrennt. Da nahm der Goldene Dragoner seine Braut an der Hand und führte sie in das Gemach seiner Eltern. «Guten Tag, Vater und Mutter. Seht hier diejenige, die ich zur Gemahlin nehmen will. Wenn ihr nein sagt, werde ich Mönch im Heiligen Lande und ihr werdet mich niemals wie dersehen.» «Lieber Freund, wir wollen nicht, daß du im Heiligen Lande Mönch werdest. Heirate dein Fräulein und lebe glücklich mit uns zusammen.» Am gleichen Morgen noch wurde die Hochzeit gefeiert, und sie lebten lange und glücklich zusammen. Der Goldene Dragoner vergaß nicht, was er dem großen fliegenden Pferd bei seiner Seele geschworen hatte. Niemals vertauschte er es gegen ein anderes Tier. Niemals verkaufte er es, weder um Gold noch um Silber. Und bis zu seinem Tode fehlten dem wackeren Tiere weder Heu noch Kleie noch Hafer, soviel es auch fressen mochte. |
Übers. von Konrad Sandkühler:
in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts
Der Mann in allen Farben. Märchen aus der Gascogne,
gesammelt von Jean-François Bladé.
Stuttgart: Freies Geistesleben 1952
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