RAMON LLULL

(Mallorca 1232/33-1316 vor Mallorca)

 


Cant de Ramon

Ramons Lebenslied

 


 

Geschrieben 1298/99
Són creat e ésser m'és dat
a servir Déu que fos honrat,
e són caüt en mant pecat
e en ira de Déu fui pausat.
Jesús me venc crucificat,
volc que Déus fos per mi amat.

Matí ané querre perdó
a Déu, e pris confessió
ab dolor e contrició.
De caritat, oració,
esperança, devoció,
Déus me fé conservació.

Lo monestir de Miramar
fiu a frares Menors donar
per sarraïns a preïcar.
Enfre la vinya e el fenollar
amor me pres, fé'm Déus amar,
enfre sospirs e plors estar.

Déus Paire, Fill, Déus Espirat,
de qui és Santa Trinitat
tracté com fossen demonstrat.
Déus Fill, del cel és davallat,
de una Verge está nat,
Déu e home, Crist apellat.

Lo món era en damnació;
morí per dar salvació
Jesús, per qui el món creat fo.
Jesús pujà al cel sobre el tro,
venrà a jutjar li mal e el bo:
no valran plors, querre perdó.

Novell saber plors hai atrobat,
pot-n'hom conèixer veritat
e destruir la falsetat:
serraïns seran batejat,
tartres, jueus e mant orat,
per lo saber que Déus m'ha dat.

Pres hai la crots, tramet amors,
a la Dona de pecadors
que d'ella m'aport gran socors.
Mon cor està casa d'amors
e mos ulls fontanes de plors.
Entre gauig estaig e dolors.

Són home vell, paubre, meyspreat,
no hai ajuda d'home nat
e hai trop gran fait emparat.
Grans res hai del món cercat,
mant bon eximpli hai donat:
poc són conegut e amat.

Vull morir en pèlag d'amor.
Per ésser gran no n'hai paor
de mal príncep ne mal pastor.
Tots jorns consir la deshonor
que fan a Dé li gran senyor
qui meten lo món en error.

Prec Déus trameta missatgers
devots, scients e vertaders
a conèixer que Déus home és.
La Verge on Déu hom se fes
e tots los sants d'ella sotmès
prec que en infern no sia mès.

Llaus, honor al major Senyor
al qual tramet la mia amor
que d'ell reeba resplendor.
No són digne de far honor
a Déu, tan fort són pecador,
e són de llibres trobador.

On que vage cuit gran bé far,
e a la fi res no hi puc far,
per què n'hai ira e pesar.
Ab contrició e plorar
vull tant a Déu mercè clamar
que mos llibres vulla exalçar.

Santedat, vida, sanitat,
gauig, me dó Déus e llibertat,
e guard-me de mal e pecat.
A Déu me són tot comanat:
mal esperit ne hom irat
no hagen en mi potestat.

Man Déus als cels e als elements,
plantes e totes res vivents
que no em facen mal ni turments.
Dó'm Déus companyons coneixen'
devots, lleials, humils, tements,
a procurar sos honraments.

 

Ich lebe, um in Gott zu gründen,
doch fiel ich tief in schwere Sünden.
Vom Zorne Gottes müßt' ich künden,
wenn mir nicht Christus, unser Herr,
an seinem Kreuz erschienen wär',
um Gottes Lieb' in mir zu zünden.

Ich betete: »Mein Gott, verzeihe!«,
lebt' viele Jahre tief in Reue,
da schenkte mir der Herr aufs Neue
die Hoffnung, daß mich Lieb' befreie
zu gutem Werk, in Gott getan:
So nahm er sich des Sünders an.

Im Kloster dann zu Miramar
studierte Franziskanerschar,
die zur Mission erkoren war.
Dort nahm die Liebe mich gefangen
zum Herrn: ich weinte vor Verlangen,
wo Stab und Rebe sich umschlangen.

Ich wünschte sehr, daß sich erweist,
wie Vater, Sohn und Heil'ger Geist
nicht Gott als EINEN teilt, zerreißt.
Und daß der Sohn, wie ihr wohl wißt,
aus reiner Magd geboren ist
als Gott und Mensch: als Jesus Christ.

Die Welt, die Jesus schuf aus Huld,
sie war verlorn durch eigne Schuld.
Da stieg von seinem Himmefsthron
zu ihr herab der Gottessohn,
und starb für sie. Daß uns verschon'
am jüngsten Tag des Herrn Geduld!

Ich fand und schrieb ein neues Wissen,
daß niemand müßt' die Wahrheit missen
und aller Irrtum werd' zerrissen.
Die Mauren soll es überzeugen,
Tatar und Jude sich ihm beugen;
im Christen weckt es das Gewissen.

Lob, Preis und Ehr' dem Höchsten Herrn!
Mein Lieben send' ich ihm von fern,
in seinem Glanze lebt' ich gern,
wär' ich nicht, ach, ein Sünder nur;
doch schritt ich freudig durch die Flur
als mancher Bücher Troubadour.

Nun bin ich arm, verachtet, alt,
die Menschen gehn vorüber kalt,
ich finde nirgends Hilf' noch Halt.
Ich suchte Großes in der Welt,
und schuf ein Werk, das Gott gefällt;
jetzt ist mein Ruf verweht, verhallt.

Nun laß mich sterben, Herr, im Meer
der Liebe, das so groß und hehr,
daß Fürst und Pfaff mir nimmermehr
verwehren kann den Tod zur Ehr',
zum Preise deiner Herrlichkeit:
Ich bin nicht würdig, doch bereit!

 

 

 

Ramon Llull (Zeitgenössische Miniatur)

 

Deutsche Teil-Übersetzung: © Erika Lorenz,
»Ramon Llull. Die Kunst, sich in Gott zu verlieben.«
Freiburg/B.: Herder 1985, S. 117f.


 

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